Eine brummende Kooperation
Bienenvölker im Quinoabestand
Anfang Juli ist die Rapsblüte auf den Äckern längst vorbei, genauso die Blüte von Wiesen-Löwenzahn und die Obstblüte in den Streuobstbeständen. Bis September blüht zwar noch - je nach Sorte – die Kartoffel, aber auf diese Feldfrucht fliegen Bienen sprichwörtlich nur im aller größten Notfall, sagt jedenfalls Edward Obika aus München-Feldmoching. Und der muss es wissen!
Edward Obika ist Imkermeister. Für den Gründer von "SizzerBees" arbeiten gut 70 Völker mit jeweils rund 70 000 Bienen – seine "Mädels", wie der 46-Jährige liebevoll anmerkt. Und für sie hat der Imkermeister seit 2020 für den Zeitpunkt, zu dem auch die Lindentracht zu Ende geht, einen nahrhaften Standort gefunden: die Quinoa-Bestände der Münchner Bauerngenossenschaft.
Anfang 2019 haben sich die Münchner Landwirte Andreas Grünwald, Florian Obersojer und Martin Zech aus Feldmoching und Ludwigsfeld zu dieser Genossenschaft zusammengetan. Ihre Höfe und Felder liegen innerhalb der Münchner Stadtgrenzen. Zusammen bewirtschaften sie 300 Hektar Fläche – unter anderem mit Weizen, Kartoffel, Gerste, Soja, Hafer und Körnermais, aber auch Topinambur und Kichererbsen. Seit 2020 bauen die Landwirte auf zehn Hektar Quinoa an.
Das anspruchslose Gänsefußgewächs aus der südamerikanischen Andenregion, übrigens ein Pseudogetreide wie zum Beispiel auch Buchweizen und Amaranth, gedeiht in der Münchner Schotterebene prächtig. Und um diese Jahreszeit – in der die Agrarlandschaft Bienen und andere Insekten ansonsten wenig zu bieten hat, beginnt Quinoa - das "Gold der Inkas" - gelb bis rosa-orange oder violett zu blühen; sozusagen ein gefundenes Fressen für Bienen! "Weniger wegen des Nektars, sondern viel mehr wegen des energiereichen Pollens", erklärt Imkermeister Edward Obika. Damit ernähren die Bienen ihre Nachkommen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund haben sich Imker Obika und die Bauerngenossenschaft um Andreas Grünwald, Florian Obersojer und Martin Zech jun. zu einer "brummenden" Kooperation zusammengeschlossen: bereits zum dritten Mal stehen die Bienenstöcke jetzt für drei bis vier Wochen im Quinoa-Bestand der Feldmochinger Jungbauern. Alles in allem sind Grünwald, seine Kollegen und Edward Obika ein gutes Beispiel dafür, dass Landwirtschaft und Imkerei sich nicht ausschließen. "Ganz im Gegenteil!", betont Dr. Josef Schächtl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding im Rahmen eines Pressetermins inmitten des Quinoa-Feldes, "denn Landwirte benötigen Imker und Bienen genauso, wie Imker und Bienen die Landwirte – ihre Kooperation ist unumgänglich!"
Zirka ein Drittel aller Natur- und Kulturpflanzen bestäuben Honigbienen. Den Rest erledigen ihre wilden Verwandten und andere Insekten. Gerade Bienen tragen auf diese Weise nicht nur zum Erhalt von Pflanzenarten bei, sie steigern auch den landwirtschaftlichen Ertrag und verbessern kostenlos die Qualität der Ernteware. "Die hohe Bedeutung der Bienen ist wissenschaftlich nachgewiesen – vor allem für Obst, Beerenobst, Raps und Sonnenblumen", erklärt Josef Schächtl weiter.
Neben dem Trachtangebot von Gehölzen, Wäldern und Blühwiesen können also auch Kulturflächen wie ein Acker eine bedeutende Rolle für Bienen spielen. Damit das so ist, verzichten Landwirt Andreas Grünwald und seine Kollegen in den Quinoa-Beständen auf chemischen Pflanzenschutz. So handhaben es übrigens auch benachbarte Landwirte, mit denen Edward Obika in Sachen Raps kooperiert: während der Rapsblüte stellt Edward Obika Völker an die Felder, auf denen dann wegen der Bienen auf chemische Maßnahmen verzichtet wird. Dafür schenken die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung den Landwirten nachweislich einen besseren Ertrag. Das macht Obikas "Mädels" zu gefragten Mitarbeiterinnen auf landwirtschaftlichen Flächen rund um Feldmoching! Und schon jetzt steht für 2023 fest, dass sie wieder auf Quinoa fliegen.
Landwirt.Imker.Miteinander – Frische Ideen für mehr Biodiversität - Staatsministerium