Insektenschonende Mahd
Moderne Mähtechnik schont Lebensräume

Wiesen sind nicht nur Futterflächen für Rinder, Schafe oder Ziegen. Sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in der Kulturlandschaft – insbesondere für Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Um diesen Lebensraum zu schützen, setzen einige Landwirtinnen und Landwirte im Landkreis Ebersberg auf sogenannte insektenschonende Mahd – eine Kombination aus angepasster Technik und sinnvoll gewählten Mähzeitpunkten.

Unterstützt wird dieses Engagement durch verschiedene Förderprogramme. Ein zentrales Instrument ist das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP). Seit 2023 werden über das Modul K14 insektenfreundliche Mähtechniken mit 60 Euro pro Hektar gefördert.

Auch spätere Schnittzeitpunkte sowie das gezielte Stehenlassen von Altgrasstreifen – also bewusst nicht gemähte Bereiche als Rückzugsräume für Insekten – können mit bis zu 370 Euro pro Hektar bezuschusst werden.

Im Landkreis Ebersberg nutzen - Stand Mai 2025 - sechs Betriebe diese Fördermöglichkeiten, im gesamten Zuständigkeitsbereich des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg-Erding sind es 27. Zusätzlich engagiert sich auch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) mit Mitteln aus dem sogenannten Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), dass gezielt naturschutzfachlich besonders wertvolle Flächen unterstützt. Ziel dieser Programme ist es nicht, kurzfristige Anreize zu schaffen, sondern den Artenschutz langfristig und wirtschaftlich tragfähig in der landwirtschaftlichen Praxis zu verankern.

"Die Landwirtschaft hat viele Hebel in der Hand, um den Rückgang der Insektenvielfalt aufzuhalten. Mit der richtigen Technik und passenden Fördermöglichkeiten wird Biodiversität nicht zum Kostenfaktor, sondern Teil einer zukunftsfähigen Bewirtschaftung."
Dr. Josef Schächtl, Bereichsleiter Landwirtschaft am AELF

Maschine arbeitet sauber und verursacht deutlich weniger Futterverschmutzung

Ein Beispiel für eine solche Technik ist das Doppelmessermähwerk. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kreiselmähern, die mit rotierenden Scheiben arbeiten und einen starken Luftsog erzeugen, schneidet das Doppelmessermähwerk mit gegenläufigen Klingen – ähnlich wie eine große Heckenschere. Dadurch werden Insekten, Spinnen und bodenbrütende Vögel deutlich weniger gefährdet.
Andreas Greithanner, Nebenerwerbslandwirt aus dem Landkreis, setzt auf diese Technik und stellte sie bei einem Pressetermin in der Praxis vor: „Die Maschine arbeitet sehr sauber und verursacht deutlich weniger Futterverschmutzung. Bei trockener Witterung kann man sich unter Umständen sogar das erste Kreiseln sparen – das ist der Arbeitsschritt, bei dem das gemähte Gras gewendet wird, um gleichmäßiger zu trocknen.“

Insektenfreundliche Grünflächen tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei

Zudem benötigt das Mähwerk weniger Kraftstoff, übt durch das geringere Gewicht weniger Druck auf den Boden aus und ermöglicht eine breitere Schwadablage, das heißt, das Gras wird nicht in einem engen Streifen, sondern flächiger abgelegt, was das Trocknen beschleunigt. Doch die Technik bringt auch Herausforderungen mit sich: „Sie ist wartungsintensiver, empfindlicher gegenüber Fremdkörpern wie Steinen und hat eine geringere Flächenleistung“, erklärt Greithanner.

Auch in der Förderpolitik sieht er Licht und Schatten: „Die Förderung ist ein hilfreicher Zusatz, aber nicht der ausschlaggebende Grund für die Entscheidung. Entscheidend war für mich eine fundierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung – also die Frage, ob sich die Investition auf lange Sicht rechnet.“ Mit Blick auf die Gesamtentwicklung bleibt Greithanner nüchtern:
„Von einem echten Bewusstseinswandel sehe ich aktuell nur vereinzelte Ansätze. Gerade in Privatgärten, auf Sportplätzen oder im kommunalen Bereich dominieren leider noch gegenteilige Trends – wie die frühe Mahd, der Einsatz von Mährobotern oder großflächige Kiesbeete.“

Dabei kann der Artenschutz weit über die Landwirtschaft hinaus gelingen: Wer später oder abschnittsweise mäht, auf Mähroboter oder Schotterflächen verzichtet und insektenfreundliche Grünflächen pflegt, trägt unmittelbar zum Erhalt der Artenvielfalt bei – direkt vor der eigenen Haustür.