25 Lehrkräfte und Referentinnen fortgebildet
Multiplikatoren-Schulung zu Alltagskompetenzen in Ebersberg – Schule fürs Leben
Da wurden Lebensmittel wie Walnüsse und Kartoffeln ertastet, Aromen wie Speck und Rosmarin erschnuppert, Geschmacksrichtungen wie bitter und süß erkannt, Knack- und Knuspergeräusche beim Kauen von Zwieback wahrgenommen und die Geschmackwahrnehmungen vom Sehsinn getäuscht:
„Tatsächlich wird ein grün gefärbter Apfelsaft saurer empfunden als der ungefärbte, und ein rot gefärbter Apfelsaft schmeckt für viele gar wie Johannisbeersaft!“, bestätigte Eva Stolze, Ansprechpartnerin für die Alltagskompetenzen am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. Sie hat für diesen Tag im Februar 2024 den Sinnesparcours vollständig aufgebaut, den das Amt als Verleih-Kiste kostenlos zur Verfügung stellt.
„Kontakt mit Lebensmitteln im Rahmen von Sinnesschulungen führen bei Kindern zu einer besseren Akzeptanz von Nahrungsmitteln, die vorher abgelehnt wurden. Kinder können so zu einer größeren Vielfalt bei der Speisenauswahl kommen!“, betonte Stolze. Die Stationen des Sinnesparcours überraschen und begeistern nicht nur Kinder, sondern beeindruckten an diesem Tag auch Lehrkräfte und Referentinnen. Sie nahmen an der Multiplikatorenschulung für die Ernährungsbildungsprogramme teil, die die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Rahmen von „Schule fürs Leben“ interessierten Grundschulen anbieten. Denn sie alle teilen dasselbe Ziel: Jungen Menschen eine gesunde, nachhaltige Ernährung und damit verbundene Alltagskompetenzen anschaulich zu vermitteln und die Wertschätzung von Lebensmitteln zu fördern.
Kinder dürfen selbst aktiv werden
Wie gelingt dies am besten? Im Wesentlichen über sinnliche Erfahrungen und praktisches Tun. Und so sind die drei Ernährungsbildungsprogramme für den Grundschulbereich darauf angelegt, die Kinder selber aktiv werden zu lassen. Neben dem Sinnesparcours halten die ÄELF noch das Projekt "Lebensmittelfreunde: Wir retten Lebensmittel" bereit. Hier erfahren Schülerinnen und Schüler, wie sie selber gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen können. Bettina Handwerker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim hatte in ihrem Vortrag eindrückliche Zahlen und Schätzfragen zur Lebensmittelverschwendung parat.
Dass der Großteil der Lebensmittelverschwendung durch Privathaushalte und nicht etwa im Handel verursacht wird, überraschte viele der Teilnehmerinnen. Umso wichtiger ist die Frage, was jeder Einzelne dagegen tun kann. Antworten darauf liefert das Projekt „Lebensmittelfreunde“. Ob beispielsweise ein Joghurt mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar ist, lernen Kinder durch das Probieren, also bewusstes Riechen und Schmecken, ganz einfach zu beantworten. Und dass krummes oder überreifes Obst und Gemüse viel zu schade zum Wegwerfen ist und noch zu leckeren Gerichten zubereitet werden kann, erfahren junge Menschen am besten, indem sie dies selber tun. „Dieses Wissen geben die Kinder an ihre Eltern weiter, und so erreichen wir mit dem Projekt die ganze Familie!“, freute sich Handwerker.
Was braucht ein Radieschen zum Wachsen?
Wie viel Zeit, Pflege und Arbeit erfordert es, bis ein fertiges, leckeres Gericht auf unserem Teller liegt? Dies erfahren Kinder auf sehr nachhaltige Weise beim dritten Ernährungsbildungsprojekt: "Wissen wie’s wächst und schmeckt". Hier begleiten die Schülerinnen und Schüler Radieschen, Kräuter, Salat & Co. von ihrer Aussaat über mehrere Wochen bis zur Ernte. Anschließend bereiten sie daraus in der Klasse bunte Wraps zu.
„Es gehört zum Projekt dazu, dass sich die Kinder beim Vorbereiten der Pflanzkisten mit Erde schmutzig machen dürfen und beim Schneiden von Gemüse den sicheren Umgang mit Küchenmessern erlernen.“, erklärte Fachlehrerin Petra Eberl-Koch. Auch, dass Schnecken große Salatfans sind oder ein versäumter Gießdienst die gesamte Ernte gefährden kann, sind eindrückliche Erfahrungen. Bei der Schulung schlüpften die Teilnehmerinnen selbst in die Rolle der Kinder und bepflanzten unter der Anleitung von Eberl-Koch eigens mitgebrachte Tetra-Paks und eine gemeinsame Pflanzkiste. Auch sie durften dabei in der Erde wühlen und ihr eigenes Mini-Beet mit nach Hause nehmen.
Durchführung der Lernprogramme
Die Teilnehmerinnen wurden bei der Schulung darauf vorbereitet, die zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien aller drei Programme in Theorie und Praxis anzuwenden und erhielten hierfür praktische Tipps. Darüber hinaus erfuhren sie, wie die Angebote im Rahmen der Projektwochen "Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben" des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus eingesetzt und finanziert werden können. Ein Austausch und die Vernetzung zwischen Lehrkräften und Referentinnen, die die Schulen bei der Praxismodulen unterstützen können, rundeten den Nachmittag ab.
Die Schulung wurde gemeinsam von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding und Rosenheim durchgeführt.